Kurzbio:
Miki Tröbinger schreibt, malt und musiziert. Seit je pendelt sie zwischen dem Schreiben und dem Bildnerischen hin und her. Ursprüngliche Berufsvorstellungen: Schriftstellerin, Schauspielerin, Bühnenbildnerin. Sie studierte Germanistik und Philosophie (später auch Lehramt Deutsch) und professionalisierte ab 2001 das Schreiben in Drehbuchseminaren (u.a. bei Hilde Berger, Gustav Ernst, Mogens Rukov und Milan Dor) sowie in einem Belletristik-Studium bei der Textmanufaktur. Als Lektorin half sie vielen Autor*innen dabei, deren Bücher zur Welt zu bringen. Sie war Semifinalistin der ORF-Mystery-Schiene „8x45“, unterschrieb einen Drehbuchvertrag mit Lotus-Films und schrieb einige Drehbücher, Erzählungen und Lieder.
Im Bereich der Bildenden Kunst ist sie zunächst Autodidaktin (Grafik und Temperamalerei), einzelne Kurse (z.B. Ikonenschreiben bei Dimitris Papaioannou) und Porträtzeichnen sowie als Gasthörerin an der Kunstuni Linz folgten. Ab 2017 Studium Bildnerische Erziehung. Seit 2014 u.a. Bühnenmalerin und Figurenbildnerin sowie Co-Stückeschreiberin und Puppenführerin im Zwettler Kasperlhaus, dem gemeinsamen ehelichen Kunstprojekt. 2020 bezog sie ihr eigenes Atelier in Zwettl an der Rodl, seit 2022 ist sie freischaffend als Malerin tätig.
Ausstellungen:
Kunstdidaktische Erzählungen. Graphic Novels von Studierenden der Kunstuni Linz. Next Comic Festival Linz, März 2018
Ohne Titel. Ausstellung von Studierenden der Kunstpraxis in der Weißen Galerie der PH Linz, März bis Juli 2019
Aus der Dunkelheit. Ausstellung der Künstlerischen Praxis, Kunstuniversität Linz, Mai–Juni 2021
No blue sounds. Ausstellung der Künstlerischen Praxis, Kunstuniversität Linz, Feb.–Sept. 2021
See You. Einzelausstellung in der Salzkammer Zwettl an der Rodl, Februar 2023
Veröffentlichungen:
Kunstgeschichte rückwärts. Eine Anwendung der fünf Thesen des Vortrags „Zu einer Didaktik der Kunstgeschichte“ von Wolfgang Pilz. In: Anna Maria Loffredo (Hrsg.): Kunstdidaktische Erzählungen. Reflexionen zur Gegenwart und Geschichte des Kunstunterrichts als Graphic Novel. Verlag Ch. A. Bachmann, 2018.
Froschberg, Bindermichl, Spallerhof (Die Zwangsarbeiter von Linz). In: Kunstuni Linz (Hrsg.): Aus der Dunkelheit – Gebäude und Orte als Akteure der Erinnerung / Out of the dark – Buildings and sites as actors in remembrance. Kunstuniversität Linz, 2022.
Ein Interview
Miki Tröbinger (geb. 1970 in Linz) macht Gemälde und Grafiken. Inmitten eines kleinen Mühlviertler Marktfleckens, zu Füßen des Kirchturms von Zwettl an der Rodl, befindet sich ihr Atelier. Der Raum mit den vier Fenstern im ersten Stock erzittert jedes Mal, wenn ein Lastwagen daran vorbeidonnert.
Miki Tröbinger, ein paar Infos zu diesem Raum?
Seit mehr als 20 Jahren habe ich von einem eigenen Atelier geträumt, vor zwei Jahren habe ich dann diese beiden Räume hier im ersten Stock renoviert. Fließwasser gibt es nur im Erdgeschoß, und meine Staffelei musste ich oben etwas absägen, damit sie hereinpasst. Ich liebe diesen Raum, die Atmosphäre dieses Hauses. Im Mittelalter war hier die Salzkammer, wo durchreisende Salztransporte für eine Nacht das kostbare Salz lagern mussten, bevor sie – nach einer Nächtigung in einem Zwettler Gasthaus – wieder weiterfahren durften. Bis vor wenigen Jahren war noch eine Trafik im unteren Stock, dann ist das Haus eine Zeitlang leer gestanden.
Was sind deine Sujets und welche Materialien verwendest du?
Lange Zeit habe ich mir die Farben selbst angerührt – Pigmente in Holzleim oder Eitempera. Spezielle Kenntnisse dafür eignete ich mir anhand der „Bibel“ der Malerei an, dem Werk „Malmaterial und seine Verwendung im Bilde“ von Max Doerner. Als ich zum ersten Mal mit Ölfarben malte, war das wie eine Offenbarung.
In welchem Stil malst du?
Auf alle Fälle ist meine Malerei immer gegenständlich und als Realismus zu bezeichnen, und manchmal versuche ich mich in einer Art altmeisterlicher Manier. Dennoch würde ich sagen, dass es sich um kontextuelle Malerei handelt, weil meine Bilder Teil der aktuellen, täglichen Wirklichkeit sind, aus der heraus sie entstehen, und trotzdem bestrebt sind, dem Druck aus gesellschaftlichen und sozialen Realitäten etwas entgegenzuhalten. Sie wollen mit einem Innehalten im sozialen Getöse einen Moment der Zeitlosigkeit ertrotzen. Das Politische meiner Bilder, wenn man so will, liegt im Plädieren für den Moment und in der Entscheidung, mich zum Menschen und dem, was er sein könnte, zu bekennen.
Wie bist du zum Malen gekommen?
Ich kann mich nicht erinnern, es nicht getan zu haben. 😉 Lange Zeit habe ich nur autodidaktisch gearbeitet und Bilder der Renaissance und vieler anderer Meister stundenlang betrachtet.
Was mich am allermeisten fasziniert, ist das menschliche Gesicht.
Was ist dein künstlerisches Anliegen?
In meinen Porträts will ich den Menschen, den ich male, seinem Wesen nach möglichst erfassen. Diese ganze geniale Erfindung namens Mensch, und dann die absurde Schönheit, die in der Natur steckt ... Es gibt etwas Unsichtbares, das durch die Kunst in die Nähe des Sichtbaren gerückt werden kann. Dem will ich mich mit meiner Malerei annähern.
Siehst du in deiner Entwicklung als Künstlerin eine bestimmte Richtung oder einen besonderen Fokus? Wo geht es hin?
Seit Jahrzehnten beschäftigt mich die Idee der Zeitlosigkeit. Alles, was ich mache, hat immer auf eine gewisse Weise damit zu tun. In diesem Zusammenhang sind vielleicht auch die Porträts zu sehen, an denen ich mich vermutlich mein Leben lang „abarbeiten werde“, wie es so schön heißt.