Cucurbita

Eine Frucht ist die Blüte im Zustand der Samenreife.

 

Cucurbita ist der lateinische Name für Kürbis. Kürbs henckt sich mit seinen reben unnd fäden an die kreütter/böum/ unnd was sie ergreiffen mag / und steigt daran über sich / sonst dieweil ihr stengel ganz schwach ist / kreucht sie auff der erden her / und breytet sich seer weit auß. Die bletter seind rund / den großen Kletten oder Haselwurtz blettern gleich. Abwärts gebogen an schmächtigem Stiele hängen die Früchte, tragen am schlanken, länglichen Halse gewaltige Körper; riesenhaft dehnt sich die Fülle sodann zum gewichtigen Leibe, alles ist Bauch, und alles ist Wanst. Und im Kerker der Höhlung nähren, geordnet in Reih und Glied, sie zahlreiche Kerne. Fruchtbar verheißen sie dir entsprechend üppige Ernte. Kürbisse haben von allen Früchten die größten Samen. Wohl wegen der vielen Kerne gelten sie als Symbol für die Fruchtbarkeit. Concub… äh, Cucurbita-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch), sie tragen auf einer Pflanze männliche und weibliche Blüten zugleich. Der Blütenkelch ist glockenförmig, fünfzipfelig, dabei höchstens bis zur Hälfte geteilt. Die weiblichen Blüten haben einen drei- bis fünffächrigen unterständigen Fruchtknoten. Der eine Griffel ist kurz und trägt drei bis fünf zweilappige Narben.

In der Blumensprache bedeutet 

die goldgelbe Kürbisblüte: Mit dir

wollte ich in dem verborgensten

Winkel der Erde

wohnen.

 

Quellen: Walahfried Strabo von der Reichenau: Liber de Cultura Hortorum (aus dem Jahr 827); Leonhart Fuchs: New Kreüterbuoch (1543) u.a.

 

 

Das Wesentliche hervorziehen.
Über Funktionen von Porträts

Was aber ist denn die Funktion eines Porträts? Was überhaupt ist ein Porträt?

Immer hat das Porträt die Eigenschaft, einen Menschen zu zeigen in einem Moment, in dem er höchst lebendig ist. Und als ein solcher bleibt der Moment im Porträt auch erhalten, was immer geschehen mag. Um mit Roland Barthes zu sprechen: Ein Porträt, wie jedes Foto, „zermalmt die Zeit“.

Undenkbar ist ein Porträt ohne den Blick dessen, der es erstellt. Dies gilt auch für Selfies und alle mit Selbstauslöser aufgenommenen Bilder: Hier ist es der nachträgliche Blick, mit dem entschieden wird, ob das Bild erhalten bleibt.

In Selfies inszenieren die Dargestellten sich immer selbst. Wer aber inszeniert im künstlerischen Porträt wen, wie und wozu? Die dargestellte Person kann sich auch hier teilweise selbst inszenieren. Doch die Entscheidung, welchen Ausschnitt das Porträt zeigt, trifft ausschließlich der/die Künstler*in: Wie viel von der Person wird im Porträt sichtbar? Wohin ist ihr Blick gerichtet? In welchem „Augen-Blick“ wird das Bildnis festgehalten? Woher kommt das Licht? Und warum überhaupt wird dieser Mensch ins Bild gesetzt?

Die Funktion eines Porträts war es wohl seit je, das Aussehen eines Menschen festzuhalten, um es anderen zeigen zu können, es für die Nachwelt zu erhalten, an diesen Menschen zu erinnern. Interessanterweise wurde weder in prähistorischer Zeit noch im alten Ägypten oder in der griechischen Antike Wert auf eine realistische physiognomische Darstellung gelegt – entscheidender war offenbar, idealisierte Darstellungen anzufertigen. Das Porträt als realistische, abbildende Darstellung eines Menschen mit Ähnlichkeitscharakter scheint sich erst aus den römischen Totenmasken entwickelt zu haben.

Doch mit dem Abbilden und Ähnlichkeit-Herstellen ist das Porträt ohnehin nur unzureichend erfasst. Das lateinische protrahere, von dem sich – über frz. portraire – das Porträt ableitet, bedeutet „entdecken, offenbaren“, wörtlich sogar „hervorziehen, hervorbringen“. Das Porträt zieht das Wesentliche eines Menschen hervor.

(Auschnitt aus einem Essay von Miki Tröbinger, 2020)